Schmalspurig nach Todtnau - Das „Todtnauerli“, die Schmalspurbahn Zell i.W. – Todtnau. Ludger Kenning & Paul Scheller

Art.Nr.: 901-421

EUR 36,95
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Beschreibung

Verlag Kenning 2019, 216 Seiten, 97 Farb- & 147 Schwarzweißfotos, 69 Skizzen, 27 Tabellen, Querformat 25 x 21 cm, Hardcover.

Das „Todtnauerli“, wie die 1889 eröffnete Zell-Todtnauer Eisenbahn im Volksmund liebevoll auch heißt, verlief von der regelspurigen Wiesentalbahn Basel – Zell ausgehend hinauf in den Südschwarzwald. Die 18,74 km lange Nebenbahn mit 1.000 mm Spurweite folgte stets dem Flüßchen Wiese und besaß sogar einen Tunnel. Gut 78 Jahre lang war sie für ihre Anwohner, den Fremdenverkehr, den Bergbau, die Land- und die Holzwirtschaft und die zahlreichen Gewerbe- und Industriebetriebe unerläßlich. Als nach dem 2. Weltkrieg der Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“ den Straßenverkehr rapide ansteigen ließ, war das Bähnle schlichtweg überflüssig. Seine Fürsprecher besaßen als Minderheit lediglich eine kaum vernehmbare Stimme im großen Chor der Kfz-Begeisterten.

Als Teil einer Fernstrecke Basel – Stuttgart war das Todtnauerli eigentlich gedacht, jedoch lehnte der Badische Staat die Kostenübernahme ab. Erstmals in Baden durften die Initiatoren von der regulären Spurweite abweichen, und das prägte das Dasein der Meterspurbahn zeitlebens. Bis kurz vor dem 2. Weltkrieg sprachen die Talgemeinden immer wieder – allerdings auch stets vergebens – bei der Regierung vor, um eine Umspurung, den Weiterbau nach Freiburg oder Titisee oder sogar eine Übertragung des Bähnle an die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft zu erwirken. Doch schließlich blieb dem Todtnauerli stets der Status einer „Kleinbahn der vergebenen Chancen“ erhalten.

Äußerst nachteilig bei der Schmalspur war das aufwendige Umladen der Frachten. Mitte der 20erJahre führte die damalige Betriebsführerin, die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, zwar mit viel Aufwand den Rollwagenbetrieb ein und beschaffte zwei schwere Mallet-Lokomotiven, aber der erhoffte Frachtanstieg blieb aus, zumal viele Kunden ihre Waren mittlerweile auf der Straße transportierten. Im Süden schloß die Bahn an die Normalspur an, aber das obere Wiesental war bereits damals sowohl kulturell als auch wirtschaftlich mehr nach Norden hin orientiert. Eine Bahnfahrt von Todtnau nach Freiburg – lediglich ungefähr 20 km voneinander entfernt – war fünfmal solang wie die Luftlinie. Hochbetrieb herrschte dagegen im florierenden Fremdenverkehr. Häufig waren die Züge hoffnungslos überfüllt, wenn die Ausflügler und Wanderer den Feldberg oder den Belchen besuchten oder aber die Wintersportler in das schneesichere obere Wiesental strömten.

Im Jahr 1953 ging die Schmalspurbahn ins Landeseigentum sowie ihre Betriebsführung an die Mittelbadische Eisenbahn-Gesellschaft (MEG) über. Die meisten Fahrgäste benutzten die Bahn seinerzeit nur zu ermäßigten Tarifen. Der Kauf einer Diesellok für den Güterverkehr erschien der MEG nicht mehr sinnvoll, derweil wollte sie durch die Inbetriebnahme eines fabrikneuen Dieseltriebwagens den Schienenpersonenverkehr dauerhaft bewahren. Der Bahnbetrieb blieb weiter defizitär und benötigte ständig öffentliche Hilfe. Ende des Jahres 1964 lehnten die Kommunen und die Landesregierung diese allerdings ab, und so beantragte die MEG die Stilllegung. Am 25. September 1966 endete der Schienenpersonenverkehr und am 16. Oktober 1967 verabschiedeten sich die Bewohner des Wiesentals von ihrem Todtnauerli.

Heutzutage erinnert nur noch wenig an die Bahnstrecke, um deren Realisierung die Politiker und Industriellen einstmals lange gekämpft hatten. Keines der Gebäude existiert noch, stattdessen verläuft auf der ehemaligen Trasse ein beliebter Wanderweg. Drei Lokomotiven, ein Trieb- und vier Personenwagen sind museal erhalten geblieben.

Tauchen wir doch ein in die Geschichte des Todtnauerli und versetzen wir uns zurück in die Zeit, als es für die Anwohner ein treuer Begleiter war. Alles einsteigen bitte!